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Ziel der Ausbildung sollte die Erlangung psychotherapeutischer Expertise sein.
Das Ziel einer Ausbildung in Psychotherapie sollte es sein, die Ausbildungsteilnehmer zu Experten in Psychotherapie zu machen. Das bedeutet, dass sie schnell auf relevantes gut organisiertes psychologisches und psychotherapeutisches Wissen in flexibler Weise zurückgreifen können. Sie müssen Informationen in Realzeit verarbeiten und auch in schwierigen Situationen angemessen und zielsicher handeln können.
Dazu müssen sie relevante Situationen schnell als solche erkennen, relevante Wissensaspekte gezielt aktivieren und schnelle Entscheidungen treffen. Sie müssen zu diesem Zweck in der Lage sein, Informationen parallel zu verarbeiten, Strategien parallel zu planen und mehrere Züge voraus zudenken.
Solange Therapeuten im Prozess, nicht in der Lage sind, relevantes Wissen zu aktivieren, langsamer sind als der Klient, relevante Informationen nicht erkennen und keine schnellen Entscheidungen treffen können, solange sind Therapeuten keine Experten.
Natürlich kann ein Ausbildungsteilnehmer dies zu Beginn der Ausbildung nicht, aber es sollte das Ziel der Ausbildung sein, dem Ausbildungsteilnehmer diese Kompetenzen zu vermitteln.
Wie sollte aber die Ausbildung gestaltet sein, damit sie diese Ziele erreichen kann, und durch welche Vorgehensweisen verfehlt sie diese Ziele?
Eine fundierte theoretische Ausbildung ist eine notwendige Voraussetzung zur Schaffung von Expertise, reicht jedoch nicht aus.
Durch sie wird Wissen, allerdings keine gut anwendbaren Schemata gebildet, die für die Bewältigung der therapeutischen Anforderungen notwendig sind. Um solche zu bilden, muss man trainieren.
Ein gutes Beispiel sind klinische Diagnosen: Man kann das DSM auswendig können und dennoch nicht in der Lage sein, eine valide klinische Diagnose zu stellen. Hierzu muss man nämlich in der Lage sein, die vom Klienten erhaltenen Informationen auf die spezifizierten Kriterien zu beziehen. Man muss z.B. wissen, in welchen konkreten Verhaltensweisen (und unterschiedlichen Verhaltensweisen!) sich ein "impressionistischer Sprechstil" bemerkbar macht. D.h., man muss konkrete Erfahrungen mit Klienten gemacht haben und vielfach reflektiert haben, wie sich abstrakt formulierte Kriterien konkret zeigen. Erst dann hat man so etwas wie eine Expertise; ansonsten hat man lediglich unanwendbares Wissen.
Mangelndes Training und mangelnde Anwendung von Wissen auf prototypische Situationen hat aber nicht nur zur Folge, dass man kein handlungsrelevantes Wissen aufbaut, sondern auch, dass theoretisches Wissen relativ schnell wieder vergessen wird. Die Kompetenz des Therapeuten hängt davon ab, wie viel des Wissens er relevant umsetzen kann, nicht davon, wie viel potentiell relevantes Wissen an ihm "vorbeigerauscht" ist.
Zur Bildung von Expertise ist Training notwendig.
Das zu Übende muss man immer wieder ausführen, aufzeichnen, reflektieren, Feedback erhalten, Schlussfolgerungen ziehen, erneut ausführen usw.; immer und immer wieder, bis die Schemata und Prozesse "eingeschliffen" sind. D.h., in der Ausbildung muss man Rollenspiele machen, diese Rollenspiele aufzeichnen, diese Aufzeichnungen analysieren, Feedback geben, reflektieren, erneutes Wissen speichern und dann erneut üben, erneut reflektieren usw. Viele Male, bis das Schema sitzt. Dazu ist es notwendig, redundant zu sein, Aspekte so lange zu üben, bis man sie beherrscht, nicht nur, bis man sie weiß. Und dann, wenn das Schema halbwegs etabliert ist, muss man es an Klienten üben: Man muss das Handeln in der Realität ausführen, aufzeichnen, reflektieren, Feedback erhalten, erneut ausführen usw., d.h. man muss ein bestimmtes therapeutisches Verhalten mehrmals unter Supervision üben. D.h. bei der Bildung von Expertise geht es nicht nur ums Tun, sondern ums reflektierte Tun.
Expertise bedeutet, über diejenigen Kompetenzen zu verfügen, die man bei der jeweiligen praktischen Tätigkeit auch wirklich benötigt.
Theorien können sehr nützlich sein, sie können aber auch irrelevanter Ballast sein. In der Regel wird in Ausbildungen wenig berücksichtigt, was ein Psychotherapeut in seinem Alltag wirklich an Kompetenzen benötigt. Macht es einen Therapeuten wirklich kompetent, wenn er z.B. in Geschichte der Psychotherapie unterrichtet wird? Ausbilder sollten wirklich dringend reflektieren, was Therapeuten wissen und können sollten und sollten nicht dem einfach folgen, was Juristen, Ärzte und Psychoanalytiker vorgeben (wir lassen uns schließlich auch nicht von Landwirten beraten!).
In diesem Zusammenhang ist auch zu hinterfragen, ob Personen, die im Wesentlichen Forscher sind und die die Praxis kaum kennen, als Ausbilder für Praxiskompetenzen überhaupt geeignet sind: was nützt der Rat von Dozenten, die in ihrem Leben noch keine drei lebenden Klienten gesehen haben und die nie erprobt haben, ob ihre Vorschläge in der Praxis funktionieren? Nichts gegen Forscher; die Frage ist nur: Sind Forscher wirklich gute Lehrer für ein Praxisfeld? Psychotherapieausbildung ist meines Erachtens kein akademisches Studium, sondern eine Berufsausbildung, die dazu führen soll, den Beruf auch kompetent ausüben zu können. Daher sollten die Inhalte und Standards sich nicht einfach an denen eines Studiums orientieren, das neben einer Berufsausbildung noch andere Ziele hat. Die Ausbildungsteilnehmer sollen keine Forschung machen und keine Konzepte entwickeln, und sie müssen auch nicht alle verfügbare Literatur kennen; jedoch sollten sie kompetent mit Klienten umgehen können.
Alle Ausbildungsteilnehmer sollten bestimmte, essentielle Basisfertigkeiten beherrschen.
Auch wenn es notwendig ist, dass sich Therapeuten für bestimmte Gebiete spezialisieren, sollten alle Therapeuten folgende Fertigkeiten erwerben: